Fernweh

Indien und Himalaya
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Udaipur – Der Garten Eden

Oktober 21, 2009 Von: djmuh Kategorie: Staedte

Wenn es einen Ort gibt, der wirklich den Namen Paradies verdient, so ist es (in Indien) wohl dieser Ort.

Die Stadt ist direkt am Lake Pichola See  gelegen, in dem auf einer Insel das maerchenhafte Lake Palace Hotel thront. Von nahezu jedem Rooftop Restaurant der Stadt aus kann man den sagenhaften Ausblick geniessen. Besonders in den Abendstunden und bei Nacht fuehlt man sich wie in einer anderen Welt.

In vielen Restaurants kann man abends den James Bond Film „Octopussy“ anschauen, der zum Grossteil hier gedreht wurde. Interessanter ist es aber, auf dem Rooftop andere Reisende kennen zu lernen. So traf ich auch Gerad (Irland, ca. 40) und Simon und Gavin (beide England, 26 und 27), mit denen die Reise durch Rajasthan fortgehen sollte…

Insegesamt ist Udaipur ein richtig ruhiger Ort, an dem man verweilen kann. Die ganzen Guides und Schlepper sind nicht so aufdringlich, das Strassenbild ist von schmalen, verwinkelten Gassen gepraegt und die tausenden kleinen Shops sind gut sortiert und interessant. Auch scheint die Stadt nicht ganz so dreckig zu sein, wie andere indische Staedte, was keineswegs heissen soll, ich wuerde jemanden ein Bad im Lake Pichola empfehlen. 😉 

Weniger interessant ist der City Palace mit angeschlossenem Museum. Das einzig wirklich interessante war die Waffensammlung vergangener Tage und ein paar Bilder in Patchworkdesign, die die Jagd und Tierkaempfe vergangener Tage zum Thema haben. Fuer mich habe ich nun entschieden, die Finger von indischen Museen zu lassen. Neben den, wie ich finde, horrenden Eintrittspreisen von ueber 250 INR fuer Nichtinder sind sie absolut staubig, von indischen Touristen, die stets in Massen anreisen, ueberlaufen und schlichtweg uninteressant. Auch war der Palast in meinen Augen keineswegs eines Maharajas wuerdig. Einen Thronsaal, Eintrittshalle oder aehnliches sucht man vergebens, wenn man verschiedenste Zimmer durch die schmalen Gaenge aneinander gereiht durchwandert und versucht, den indischen Kids zu entkommen. Gelingt das nicht, endet der Raum unweigerlich in einem „Hello, what’s your name, how are you, where are you from?“ und einem „Hello, my name is Daniel, I am fine, I am from Austria.“ „Aha, Australia, surfing…“ Warum sollte ich beim Smaltalk nicht auch meinen Spass haben? 🙂

Eine Tanzshow mit rituellen Taenzen in einem alten Haveli hingegen kann ich sehr empfehlen. Die Musik ist im Vergleich zu dem Hindipop, den man den ganzen Tag ueberall hoert und einem richtig auf den Senkel gehen kann, sehr angenehm…

Schlussendlich konnte ich bei meiner Abreise feststellen, dass ich ein weiteres mal ge“tricked“ wurde, und zwar bei meiner Unterkunft. Um 4 Uhr morgens angekommen, machte ich mich auf die Suche nach einer passenden Unterkunft fuer maximal 250 INR. Schlussendlich entschied ich mich nach ca. 20 gecheckten Hotels in der touristischen Lal Ghat Strasse fuer ein Mittelklasse Hotel, ein altes Haveli in perfekter Lage mit traumhaften Blick auf das Lake Palace Hotel. Das Zimmer war gross, sauber, frisch renoviert und richtig schoen. Fuer 250 INR ein richtiges Schnaeppchen. Den Preis erklaerte ich mir damit, dass ausser mir nur ein anderes Paerchen anwesend war… Natuerlich wurden beim Ausschecken 1.250 INR pro Nacht faellig, und dass obwohl ich den kleinen 14 jaehrigen, perfekt englisch sprechenden Bastard namens Mr. Lalu dreimal gefragt hatte, ob es das Zimmer wirklich fuer „nur“ 250 INR gibt. Vielleicht etwas naiv von mir, zu denken, solch ein Zimmer zu so einem Preis waere realistisch… Mit seinem Papa war die Diskussion am Ende dann weniger angenehm, aber kurz. Die insgesamt „faelligen“ 5.510 INR fuer vier Naechte und ein paar Mahlzeiten sowie Waschservice habe ich bezahlt. Heute wuerde ich ihm genau 1.000 INR fuer die vier Naechte + den Rest geben… So lernt man staendig dazu…

Eine andere Geschichte mit Mr. Lalu ist vielleicht noch interessant. Mein Sturmfeuerzeug war leer und ich konnte nirgendwo Benzin auftreiben. Die Rikschas fahren alle mit einem Oelbenzingemisch, zu kaufen gab es nichts, und als ich einen Rikschafahrer bat, mich fuer 60 INR zur Tankstelle und zurueck zu fahren und ein unglaeubiges „Only to refill your lighter?“ erntete, beauftragte ich Mr. Lalu, mein Feuerzeug zu befuellen. Er versicherte mir, er habe Benzin, doch am naechsten Morgen war mein Feuerzeug immer noch leer, er konnte kein Benzin finden. Also gab ich ihm 20 INR und bat ihn, doch nochmal nachzusehen, ob er nicht vielleicht doch was finden koennte… Und siehe da, am naechsten Morgen war mein Feuerzeug benzingefuellt… Everything is possible in India – mit dem noetigen Kleingeld…