Ahmedabad
Am Montag Abend bin ich fuer 1000 INR mit einem Bus (Sleeper & AC) nach Ahmedabad, der Hauptstadt des Bundesstaates Gurjarat, aufgebrochen. Die ca. 500 km wurden mit drei Pausen in 13 Stunden auf sehr guten Strassen zurueckgelegt. Trotzdem mir bekannt war, dass die Inder die Klimaanlage gerne mal etwas aufdrehen, hatte ich nicht mit 10 Grad gerechnet. Trotz einem extra Paar Socken und Fleeceshirt waere ich fast erfroren. Kombiniert mit der lauten Hindimusik, konnte ich wieder kaum schlafen… đ
In den Vororten von Ahmedabad liess der Reiseleiter weitere Fahrgaeste fuer 50 – 100 INR (ich habe nicht genau verstanden, wer wofuer wieviel zahlen musste) zusteigen, achtete aber darauf, dass alle vor der Endstation wieder ausstiegen. Bedenkt man, wieviele Sitzplaetze ein Bus hat und dass wir nur zu acht Leuten von Mumbai aufgebrochen sind, ergibt sich daraus ein huebsches Zubrot. đ
Beim Ausstieg aus dem Bus (ich ging als letzter) warteten schon 5 oder 6 Schlepper auf mich. „We want that white man!“… Jeder wollte mir eine Autorikscha mit Hotel andrehen, doch ich hatte mich bereits gedanklich festgelegt. Also stieg ich obwohl der Meute in eine etwas abseits stehende Rikscha und liess mich zu den ausgewaehlten Hotels fahren. Das erste war ausgebucht. Das zweite war geschlossen. Das dritte war nicht auf meiner Liste und gehoerte dem Bruder, Vater, Sohn, Schwager oder Ururgrossvater des Fahrers, und das vierte (wieder auf meiner Liste) nahm ich schliesslich.
Waren es in Mumbai die schwarzen Ambassadors mit gelben Dach, so sind es in Ahmedabad die gruenen, dreiraedrigen TukTuks bzw. Autorikschas, ebenfalls mit gelbem Dach, die das Strassenbild praegen. Hier ist die Sonne am Himmel klar zu erkennen und haette ich die Munition nicht bereits im Mumbai-Artikel verschossen, wuerde ich sagen, sie brennt nur so herunter. Leider scheinen der Grossteil der Fahrzeuge (Motorraeder / Autorikschas / Roller) Zweitakter zu sein, dementsprechend riecht es auf den Strassen…
Abgesehen von den Schleppern am Busbahnhof ist Ahmedabad verglichen mit Mumbai viel ruhiger, man wird nur von sehr wenige Leute angesprochen, ob man etwaskaufen moechte. An einem Gespraech mit einem Fremden sind hingegen alle interessiert. Besonders bei der Besichtigung verschiedener Moscheen waren die Leute sehr aufgeschlossen und eine durfte ich sogar betreten. „Where are you from?“ „I am from Germany.“ „You are welcome!“ Ich moechte nicht wissen, was passiert waere, haette ich mit „I am from Israel“ geantwortet…
Den schoensten Platz, den ich in Ahmedabad finden konnte, war der Garten vor der Ahmed Shah Moschee. Einfach ein paradiesischer Ort in mitten des staubigen und sandfarbenen Ahmedabads. Benannt wurde die Moschee nach Ahmed Shah, dem Gruender der Stadt. Sein ehemaliger Palast wird heute von der Stadtverwaltung genutzt und der ehemalige Glanz ist nur noch zu erahnen. Auch die angeschlossene Festung, das Bhadra Fort, ist nur schlecht erhalten. Wenigstens laesst sich jedoch zusammen mit den ueberall in der Stadt zu sehenden Stadttoren die vergangene militaerische Groesse der Stadt, die im 15. Jhdt. von 12. Stadtmauerringen umgeben war, erkennen. Umso trauriger waere Ahmed Shah, koennte er heute sein Grab betrachten. Das an sich astetische Gebaeude direkt neben der Jama Masjid (Moschee) ist mit anderen Gebaueden regelrecht zugebaut worden, von Motorraedern umstellt und wird an jeder Seite von Ziegen belagert.
Abgesehen von der Ahmed Shah Moschee konnten die anderen Moscheen mich nicht begeistern, auch haben fast alle ihre Minarette durch Erdbebend verloren. Interessant ist maximal noch die Jama Masjid Moschee wegen ihres vorgelagerten grossen, marmornen Innenhofs.
Auch die zahlreichen Gaerten, angelegt von den britischen Kolonialherren, haben ihren Charme eingebuesst. Die Architektur und die Pflanzen lassen den Betrachter in die Phantasiewelt der Vergangenheit abdriften, wie schoen muessen diese Orte einst gewesen sein… Doch der Unrat und die hunderten Obdachlosen, die selbst am Tage ausser einigen wenigen anderen Touristen und Sicherheitskraeften die einzigen Besucher sind, holen einen schnell in die Gegenwart zurueck. Auch Koenig George, der als Statue noch ueber die Victoria Gardens thront, scheint Traenen in den Augen zu haben.
Ein weiteres Highlight der Stadt ist mit Sicherheit aber das Sabarmati Ashram, das einst Hauptquartier des um Unabhaengigkeit bemuehten Mahatma Gandhis war. Das Museum berichtet von Gandhis Leben und Wirken und das Ashram am Westufer des Sabarmati River laedt zum verweilen ein…
Ein paar der schoensten Orte der Stadt, einige Hinditempel, sind verboten zu photographen. Errichtet aus weissen Marmorbloecken, wesentlich kleiner als eine Moschee und reich verziert mit zahlreichen vergoldeten Gottheiten bieten diese Tempel ca. 50 Glaeubigen Platz. Im inneren brennen Weihrauchstaebchen und es findet sich reicher Blumenschmuck sowie zahlreiche Gemaelde…
Beim Schlendern durch die Strassen und Gassen kommt man leicht ins Gespraech mit den Einheimischen, auch wenn lange nicht alle Englisch sprechen. Innerhalb weniger Sekunden findet sich ein Passant, der hilfsbereit und ungefragt den Uebersetzer spielt, ohne Geld zu verlangen. Besonders interessant scheinen die Menschen meine weissen Nike-Schuhe zu finden, da ich – wenn ich sie denn mal anhabe – staendig gefragt werde, wo ich sie her habe und wie teuer sie waren.
Fuer die Kinder ist es das Groesste, photographiert zu werden und sich das Photo danach fuer ein paar Sekunden anschauen zu duerfen. Aber auch Erwachsene fragen mich haeufig, ob sie sich nicht zusammen mit mir von einem Freund photographieren lassen duerfen. Interessant, mit wie wenig man Menschen eine Freude machen kann. đ
Auch die Tatsache, Deutscher zu sein, scheint auf dieser Seite der Welt einen gewissen Status zu haben. Jeder zweite Inder erklaert mir nach dem obligatorischen „Where are you from?“ „Germany“, dass es das Land seiner Traeume waere. Ich denke, jede Person reizt irgendwann nach einer gewissen Zeit in seinem Heimatland die Ferne – dazu sind bei den meissten Indern mit Sicherheit auch wirtschaftliche Motive am Werk…
Erwaehnt sei noch, dass mich das City Museum sehr enttaeuscht und die Lust auf die Besichtigung anderer Museen verdorben hat… đ Auch ist in Gurjarat uebrigens der Ausschank, Verkauf und das Trinken von Alkohol gesetzlich verboten… Time to go…
Ahmedabad habe ich also als wesentlich ruhiger, angenehmer und entspannender als Mumbai empfunden und kann einen Besuch nur empfehlen. Trotzdem breche ich heute Abend gegen 9 Uhr mit dem Bus (Sleeper, keine AC, 300 INR, 8 Stunden) nach Udaipur in Rajasthan auf…
Oktober 8th, 2009 at 12:08
Hallo, Daniel
es ist immer schön deine Berichte zu lesen. Es geht dir gut und es gefällt dir, hoffentlich bleibt es so. Wenn die Berichterstattung bzw. Kommunikation in den nächsten 25 Wochen genauso gut läuft wie in dieser einen Woche, bin ich zufrieden.
Gute Fahrt nach Udaipur (es ist hoffentlich nicht wieder so kalt!?)
und du kannst schlafen…
Bis dann
Oktober 8th, 2009 at 14:45
Hi Dj,
freut mich das es dir gefällt……
ansonsten hätte ich mich auch schnell aus der Stadt verdrückt, weil: Kein Alkohol….
Die Texte zu lesen macht echt spaß, nur hab ich dich aber genug gelobt und werde heute Abend bei der Feuewehr einen für dich mittrinken…
Bis dahin verbleibe ich mit einem kräftigem: Haaammmmmdduuuuulllljaaaaaaa
Lg
Pelle
Oktober 8th, 2009 at 17:43
Ach Dj,
es ist echt herlich deine Berichte zu lesen. Weiter so !! =)
Und ich muss Christus Recht geben, man bekommt echt Fernweh!
Alles Gute weiterhin đ
Viele liebe Grüße,
Jenny
Oktober 8th, 2009 at 18:07
Hey Indiana Jones,
klingt ja alles sehr spannend, da ist Kanada im Vergleich die reinste Schlaftablette. Wünsche dir weiterhin viel Glück auf deiner Reise und pass gut auf deine Schuhe auf=).
Bis demnächst
VG
Cihan
Oktober 10th, 2009 at 12:13
Hallo Daniel!
Ist echt krass wie vieeeeeeeeeeel Du schreibst. Nicht schlecht. Die Texte sind super interessant und es kommt wirklich etwas Neid auf đ
Mit den Fotos jetzt ist echt gut. Der Ulli sah ja krass aus đ
Owen ist jetzt alleine weiter, wie Du, richtig?
Lass Dir Deine NIKE-Schuhe nicht klauen!
Indien ist echt eine ganz andere Welt als Germany!
Weiterhin gute Reise und viele tolle Eindrücke!
Lieben Gruß
von
Claudia u. Locke
Oktober 10th, 2009 at 12:26
Mensch DJ……………
Du schreibst super gute Berichte, die einen total fesseln!!! Respekt!!!
Wir freuen uns das es dir gut geht und dir gefällt. Es war wohl wirklich die richtige Entscheidung für dich……..
Paß auf dich auf!
Liebe Grüße Markus, Nina und Tom
Oktober 11th, 2009 at 10:48
Hi DJ,
schön, dass es Dir gut geht und Du schon viele positive Eindrücke von Land und Leute sammeln konntest! Hoffe, dass es so weiter geht!
Deine Reiseberichte sind echt Klasse! Da kommt – wie Claudia schon erwähnt hatte – leichter Neid auf!
Bin schon auf Deinen nächsten Bericht gespannt! Pass weiter gut auf Dich auf!
LG Swibi & Caroline
Oktober 12th, 2009 at 06:57
DJ, Respekt!!!
Ich hab jetzt alle Berichte durch und sie sind alle spitze geschrieben. Lass die zu einem Buchbinden und verkaufen es, du wirst reich!!
Viel Spaß weiterhin auf deiner Indien-Tour.
Gruß Timbo
Oktober 12th, 2009 at 13:41
tweety ist auf keinem bild đ
Oktober 16th, 2009 at 08:43
Hallo DJ!
Jetzt komm ich auch mal dazu, Deine Homepage anzuschauen. Echt klasse, Berichte sehr interessant! Weiter so!
Hoffe,sonst ist alles gut da unten…
Gruss aus´m Regen-Eulen-Wald
Gerd
Oktober 19th, 2009 at 09:09
Was is los bei dir Dj???
Sitzt du schon im Knast????
Oktober 20th, 2009 at 14:12
Hi Müerchen,
jetzt muss ich ja auch mal was kommentieren. Erst kommt man mit dem Lesen kaum hinterher und nun Funkstille. Sollen die ganzen Vorschußlorbeeren, von wegen guter Planung und schreiben denn wirklich umsonst gewesen sein?
Oktober 21st, 2009 at 07:27
Hey hey,
zugegeben, die letzten Tage kam kein Eintrag, aber kein Grund gleich zu stressen… In der Wueste auf einem Kamel ist es nunmal schwer, ein Internetcafe zu finden… đ
Werde also nun ein paar Posts nachholen…